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Schwebfliegen

Schwebfliegen

Schwebfliegen (Syrphidae) sind in Deutschland mit etwa 450 Arten vertreten. Sie sind vor allem durch ihre Fähigkeit bekannt, auf der Stelle fliegend inne halten zu können, um anschließend abrupt die Position zu wechseln. Die adulten Tiere ernähren sich hauptsächlich von Pollen und Nektar verschiedener Blütenpflanzen und stellen äußerst wichtige Bestäuber für viele Pflanzenarten dar.

Lebensweise

Schwebfliegen gehören zu den Zweiflüglern (Diptera) und sind holometabole Insekten. Dies bedeutet, dass in der Entwicklung ein Larvenstadium mit einer anschließenden vollständigen Metamorphose vorliegt. Schwebfliegenlarven sind wie fast alle Fliegenlarven madenähnlich. Ihr Aussehen ist je nach Art extrem variabel und reicht von Larven mit und ohne Stummelbeinen über Larven mit starker Bedornung bis hin zu gewässerbewohnenden Tieren mit Atemrohr. Die Larven einiger Arten sind wichtige Blattlausantagonisten (Blattlausjäger) und ernähren sich ausschließlich von diesen. Andere Larven leben von Detritus in feuchtem Boden. Für die Metamorphose verpuppt sich die Larve. Der Schlupf erfolgt aus aus einer Tönnchenpuppe. Die adulte Fliege besucht Blüten und ernährt sich von Nektar und Pollen. 

Wanderungen

Einige Schwebfliegenarten führen im Jahresverlauf gerichtete saisonale Wanderungen ähnlich Zugvögeln auf. Dabei ziehen einige Arten im Herbst nach Süden und Südwesten in den Mittelmeerraum sowie im Frühjahr aus dem Mittelmeergebiet über die Alpen und Pyrenäen nach Mitteleuropa. Zu den ziehenden Arten gehört u.a. die Hainschwebfliege (Episyrphus balteatus).

In den letzten Jahren konnte durch das Insektenmonitoring der Forschungsstation Randecker Maar gezeigt werden, dass ziehende Arten von Schwebfliegen in ihrem Bestand um bis zu 97% zurückgegangen sind. Dies liegt sehr wahrscheinlich an der intensiven Bewirtschaftung und Vereinheitlichung der Agrarlandschaft sowie dem fortschreitenden Lebensraumverlust durch Bebauung der Landschaft im ländlichen Raum. 

Förderung

Schwebfliegen sind als Fluginsekten und Bestäuber massiv vom Insektensterben betroffen und ihre Populationen gehen bundesweit stark zurück. Als Bestäuber (adultes Tier), Blattlausvertilger (Larven einiger Arten) wie auch als Bestandteil des Nahrungsnetzes spielen Schwebfliegen eine elementare Rolle in der Landwirtschaft und Natur.

Eine proaktive Förderung sollte daher auf verschiedenen Skalenebenen stattfinden:

Landschaft und Region

  • Angesäte Ackerrandstreifen mit heimischen Pflanzenarten, im Optimalfall mit Saatgut aus der Region

  • Erhöhung des Anteils der biologisch bewirtschafteten Flächen in der Landwirtschaft

  • Erhöung des Anteils an mehrjährigen Bracheflächen (Buntbrachen)

  • Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln auf konventionellen Flächen

  • Erhalt und Erhöhung des Anteils artenreichen Grünlands in der Landschaft, z.B. von Glatthafermähwiesen

  • Etablierung von überjährigen Altgrasstreifen in wertvollen Grünlandbeständen

  • Förderung der extensiven Beweidung wertvoller Offenlandlebensräume durch Schafe und geeignete Rinderrassen

  • Erhalt artenreicher Heckenbestände und Streuobstwiesen

  • Mahd mit insektenfreundlichen Mähwerken, z.B. dem Balkenmäher

Stadt und Verkehr

  • Reduktion der Mahd auf Wiesen mit nährstoffarmen Untergrund im Stadtbereich zur Etablierung von blühenden Kräutern

  • Ansaat von artenreichen Wiesen mit regionalem Saatgut im öffentlichen Grün

  • Pflanzung insektenfreundlicher heimischer Baumarten wie z.B. Spitzahorn, Vogelkirsche, Linden oder Mehlbeere

Haus und Garten

  • Einrichtung eines Naturgartens mit heimischer Vegetation

  • Insektenfreundliche Balkonbepflanzung

  • Akzeptieren von blühender Spontanvegetation wie z.B. Bitterkraut oder Löwenzahn an Weg- und Straßenrändern

  • Konsequente Begrünung von Fassaden und Dächern

  • Verzicht auf Pestizide jeglicher Art, inbesondere bei der Blattlausbekämpfung

  • Insektenfreundliche Mahd mit der Sense oder dem Balkenmäher, keine Mulchmahd

  • Umwandeln von Rasenflächen in Wiesen durch Mahdreduktion

Literatur

Bastian O (1986) Schwebfliegen. Ziemsen, Wittenberg

Gatter W, Schmid U (1990) Die Wanderung der Schwebfliegen (Diptera, Syrphidae) am Randecker Maar. Festschrift 20 Jahre Station Randecker Maar. Spixiana, Suppl. 15

Gatter W, Ebenhöh H, Kima R Gatter W & Scherer F (2020) 50-jährige Untersuchungen an migrierenden Schwebfliegen, Waffenfliegen und Schlupfwespen belegen extreme Rückgänge (Diptera: Syrphidae, Stratiomyidae; Hymenoptera: Ichneumonidae). Entomologische Zeitschrift 130: 131-142.

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