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Warum
mähen?

Was sind überhaupt Wiesen?

Die allermeisten Wiesen in Deutschland sind menschengemachte Lebensräume. Wiesen entstanden durch das Abholzen der Wälder, welche einst Mitteleuropa bedeckten. Bereits in der Jungsteinzeit begannen die Menschen, großflächig Wälder zu roden, um das Holz zu nutzen und Anbau- und Weidefläche zu schaffen. Während Weiden von Nutztieren beweidet werden, werden Wiesen mit Sensen oder Maschinen gemäht. Trotz ihres menschengemachten Ursprungs sind Wiesen sehr artenreiche Lebensräume. Auf wenigen Quadratmetern Wiese können viele hundert Pflanzen- und Tierarten vorkommen, wenn die Wiese wenig gemäht und gedüngt wird. Diese Arten besiedelten ursprünglich lichtere Bereiche in Wäldern, von großen Pflanzenfressern wie dem Wisent oder dem ausgestorbenen Auerochsen geschaffene Waldlichtungen, Überflutungsbereiche von Flüssen, Felsköpfe sowie Ränder von Mooren. Einige Tier- und Pflanzenarten sind wahrscheinlich auch schon vor tausenden Jahren aus den östlichen Steppengebieten eingewandert oder wurden von jungsteinzeitlichen Bauern aus anderen Gebieten eingeschleppt. Wiesen stellen für diese Organismen Ersatzlebensräume in unserer menschengemachten Kulturlandschaft dar. Natürliche dynamische Prozesse welche ursprünglich Offenlandbiotope und damit Habitat für diese Arten geschaffen haben, z.B. Überflutungen an Gewässern oder Offenhalten von Waldlichtungen durch große Pflanzenfresser, sind in der Kulturlandschaft stark eingeschränkt. Ohne artenreiche Wiesen würden viele dieser Arten daher bei uns einfach aussterben.

Ansprechpartner *innen:

wissenschaftliche Begleitung und Koordination:

Dr. Martina Roß-Nickoll

FLIP@bio5.rwth-aachen.de

Institut für Umweltforschung

RWTH Aachen University 

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Warum werden Wiesen überhaupt gemäht? Kann man das nicht einfach lassen?

Wiesengesellschaften bestehen hauptsächlich aus mehrjährigen krautigen, d.h. nicht verholzenden, Pflanzen. Typische Wiesenarten sind z.B. der Glatthafer, die Schafgarbe oder der Rotklee. Landwirtschaftlich genutzte Wiesen werden regelmäßig gemäht, um Heu oder Silage als Viehfutter zu gewinnen. Möchte man Wiesen erhalten, ohne diese landwirtschaftlich zu nutzen, müssen sie trotzdem regelmäßig gemäht werden. Werden Wiesen nicht mehr oder nur sehr unregelmäßig gemäht, setzt die sogenannte Vegetationssukzession ein. Durch Wind oder Tiere eingebrachte oder im Boden bereits vorhandene Samen von verholzenden Pflanzen überwuchern, beschatten und verdrängen schließlich die bisher vorhandenen krautigen Wiesenpflanzen. Ganz typische Vertreter dieser ersten Sukzessionsstadien auf vernachlässigten Wiesen sind Brombeeren, Schlehen und Hänge-Birke. Dieses Phänomen ist besonders gut in vernachlässigten Schrebergärten zu beobachten, die bereits nach einigen Jahren völlig mit Brombeeren überwuchert sein können. Nach einigen Jahrzehnten finden sich schließlich typische Waldbäume wie Buche, Eiche und Linde auf der Fläche, welche eine geschlossene Kronenschicht bilden und nur noch eine waldtypische Krautschicht, z.B. mit Frühjahrsblühern wie dem Buschwindröschen und schattenverträglichen Waldpflanzen wie dem Aronstab zulassen. Auch wenn Wiesen unregelmäßig gemäht werden, zum Beispiel nur alle vier Jahre, findet man oftmals keine klassischen Wiesengesellschaften mehr auf der Fläche. Viele holzige Pionierarten, vor allem Brombeeren, vertragen solche Schnittfrequenzen und treiben dann nach kurzer Zeit einfach wieder aus. Dazu kommt, dass in Mitteleuropa inzwischen viele gebietsfremde Pflanzenarten vorkommen, wie z.B. der Götterbaum oder die Robinie, welche in solchen vernachlässigten Offenlandbereichen sehr schnell dichte Bestände bilden und heimische Arten verdrängen. Daher müssen vor allem mittelfeuchte und feuchte Wiesen mindestens einmal im Jahr gemäht werden. Magere und trockene Standorte, wie z.B. manche Feldraine auf Kalkmergel, vertragen jedoch durchaus auch mal ein Jahr ohne Mahd. Bei der Mahd muss jedoch nicht die komplette Fläche sauber ausgemäht werden. So können jedoch durchaus Bereiche, z.B. 20% der Fläche, für Insekten und andere Tiere als Überwinterungs- und Rückzugshabitat ausgespart werden. Diese Bereiche werden dann einfach im nächsten Jahr wieder gemäht, während ein anderer Bereich ausgespart wird.

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Wiesen müssen gemäht werden, um die typische Wiesenvegetation zu erhalten.

Ohne Mahd entsteht aus einer Wiese immer ein Wald.

Ansprechpartner *innen:

wissenschaftliche Begleitung und Koordination:

Dr. Martina Roß-Nickoll

FLIP@bio5.rwth-aachen.de

Institut für Umweltforschung

RWTH Aachen University 

Wann werden die FLIP-Wiesen gemäht? Ist das nicht viel zu früh?

Wiesengesellschaften bestehen hauptsächlich aus mehrjährigen krautigen, d.h. nicht verholzenden, Pflanzen. Typische Wiesenarten sind z.B. der Glatthafer, die Schafgarbe oder der Rotklee. Landwirtschaftlich genutzte Wiesen werden regelmäßig gemäht, um Heu oder Silage als Viehfutter zu gewinnen. Möchte man Wiesen erhalten, ohne diese landwirtschaftlich zu nutzen, müssen sie trotzdem regelmäßig gemäht werden. Werden Wiesen nicht mehr oder nur sehr unregelmäßig gemäht, setzt die sogenannte Vegetationssukzession ein. Durch Wind oder Tiere eingebrachte oder im Boden bereits vorhandene Samen von verholzenden Pflanzen überwuchern, beschatten und verdrängen schließlich die bisher vorhandenen krautigen Wiesenpflanzen. Ganz typische Vertreter dieser ersten Sukzessionsstadien auf vernachlässigten Wiesen sind Brombeeren, Schlehen und Hänge-Birke. Dieses Phänomen ist besonders gut in vernachlässigten Schrebergärten zu beobachten, die bereits nach einigen Jahren völlig mit Brombeeren überwuchert sein können. Nach einigen Jahrzehnten finden sich schließlich typische Waldbäume wie Buche, Eiche und Linde auf der Fläche, welche eine geschlossene Kronenschicht bilden und nur noch eine waldtypische Krautschicht, z.B. mit Frühjahrsblühern wie dem Buschwindröschen und schattenverträglichen Waldpflanzen wie dem Aronstab zulassen. Auch wenn Wiesen unregelmäßig gemäht werden, zum Beispiel nur alle vier Jahre, findet man oftmals keine klassischen Wiesengesellschaften mehr auf der Fläche. Viele holzige Pionierarten, vor allem Brombeeren, vertragen solche Schnittfrequenzen und treiben dann nach kurzer Zeit einfach wieder aus. Dazu kommt, dass in Mitteleuropa inzwischen viele gebietsfremde Pflanzenarten vorkommen, wie z.B. der Götterbaum oder die Robinie, welche in solchen vernachlässigten Offenlandbereichen sehr schnell dichte Bestände bilden und heimische Arten verdrängen. Daher müssen vor allem mittelfeuchte und feuchte Wiesen mindestens einmal im Jahr gemäht werden. Magere und trockene Standorte, wie z.B. manche Feldraine auf Kalkmergel, vertragen jedoch durchaus auch mal ein Jahr ohne Mahd. Bei der Mahd muss jedoch nicht die komplette Fläche sauber ausgemäht werden. So können jedoch durchaus Bereiche, z.B. 20% der Fläche, für Insekten und andere Tiere als Überwinterungs- und Rückzugshabitat ausgespart werden. Diese Bereiche werden dann einfach im nächsten Jahr wieder gemäht, während ein anderer Bereich ausgespart wird.

Artenreiche Wiesen werden oftmals Anfang Juni bis Anfang Juli gemäht, um Nährstoffanreicherung im Boden zu verhindern

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