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Wann: 26. März 2024, 18 Uhr


Wo: Vortragssaal im Löwentormuseum Stuttgart (Baden-Württemberg)



Bienen, Wespen und Co.: Von Nisthilfen & insektenschonender Grünlandmahd



 

Teil 1: Wie uns DNA barcoding-basierte Ansätze helfen können multitrophische Interaktionsnetzwerke von Wildbienen und Wespen zu erstellen.


Künstlich angelegte Nisthilfen haben sich als ideale Methode zur Untersuchung höhlenbrütender Wildbienen und Wespen erwiesen. Neben eingetragenen Nahrungsressourcen können auch natürliche Antagonisten untersucht und nachgewiesen werden. In diesem Vortragsteil möchte ich Ihnen die Ergebnisse aus dem zweijährigen durch die Stiftung Naturschutzfonds finanzierten Projekt „DNA barcoding von Nisthilfen – was brauchen Wildbienen und Wespen?“ vorstellen. Mittels traditionellem DNA barcoding und MinION-basierten Metabarcoding-Ansatz konnten wir hochaufgelöste multitrophische Netzwerke rekonstruieren und drei diverse Untersuchungsstandorte auf dem Campus der Universität Hohenheim vergleichen. Insbesondere die Beprobung der Wespennester während der Bauphase ermöglichte uns eine Quantifizierung und Identifizierung der eingetragener Wirtstiere. Zu letzteren gehören Arten, die in Land- und Forstwirtschaft als Schädlinge bekannt sind. Dieser Ansatz ein vielversprechendes Instrument, um tiefere Erkenntnisse über die Ökologie, die Lebensraumanforderungen und die Auswirkungen von Umwelt- und Biodiversitätsmaßnahmen zu gewinnen.


Beteiligte: Luisa Timm, Lisa Prudnikow, Röbbe Wünschiers, Felix Fornoff, Alexandra‐Maria Klein, Manuela Sann


Teil 2: Erste Erkenntnisse aus dem Projekt InsectMow: Bewertung der direkten Auswirkungen zweier gängiger Mähtechniken auf die Arthropodenfauna des Grünlands


In einem zweijährigen Experiment haben wir die direkte Auswirkung der Mahd auf acht häufig vorkommende Arthropodengruppen im Grünland untersucht. In beiden Jahren wurde insgesamt zweimal gemäht: einmal im Juni und einmal im September. Wir verglichen (a) eine ungemähte Kontrolle, (b) einen Doppelmesser-Balkenmäher und (c) einen Scheibenmäher miteinander. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich das Mähen im Allgemeinen negativ auf zahlreiche Arthropodengruppen im Grünland auswirkt, unabhängig von der verwendeten Methode. Traktorbetriebene Doppelmesser-Balkenmäher scheinen keine wirklich insektenfreundliche Alternative zu herkömmlichen Scheibenmähern zu sein. Andere Faktoren wie Schnitthöhe, Mahdregime und Refugialräume sollten immer in Betracht gezogen werden, um Spinnen und Insekten vor den negativen Auswirkungen der Mahd zu schützen.

Beteiligte:


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Für die Aussaat im Herbst 2024 (bis Ende Oktober möglich), vor allem aber im Frühjahr 2025 haben wir frisches Saatgut bestellt. Wer eine regionaltypische Wildwiese einsäen möchte, kann ab sofort unter flip@mail.aachen.de das Saatgut bestellen. Standort und Größe der Fläche müssen angegeben werden. Eine Ausgabe erfolgt dann unter der Voraussetzung, dass der Standort auch unter naturschutzrechtlichen Aspekten geeignet und die langfristige Pflege sichergestellt ist.

Wie die Wiese angelegt werden muss und wie sie am besten gepflegt wird, dazu gibt es unter www.flip-wiesen.de Informationen.

 
 
 

Städte gelten im Allgemeinen nicht als Hotspots der Artenvielfalt. Versiegelung, Verkehr und Belastung durch Umweltgifte machen vielen Organismen das Leben schwer. Dennoch leben auf naturnahen städtischen Grünflächen etliche Arten, darunter tausende Wirbellosenspezies. Doch handelt es sich dabei nur um häufige Arten, die überall vorkommen? Genau dies wurde auf 27 städtischen Wiesen mit unterschiedlichen Mahdregimen in Karlsruhe ab 2018 anhand der Laufkäfer und Spinnen untersucht.

Die Ergebnisse zeigen, dass auf städtischen Wiesen eine große Anzahl an heimischen Arthropodenarten vorkommt. So wurden insgesamt 86 Spinnen und 55 Laufkäferarten im Stadtgebiet nachgewiesen. Davon ist ein großer Teil auf der Roten Liste des Landes Baden-Württemberg in einer der Gefährdungskategorien gelistet. Diese Arten wurden insbesondere auf trockenen Wiesen, sogenannten Sandrasen, nachgewiesen. Dieser selten gewordene Wiesentyp ist in Karlsruhe im Stadtgebiet aufgrund der Geologie vorhanden. Teile von Karlsruhe sind nämlich auf sandigen Böden gebaut, die im Sommer besonders schnell austrocknen und diesen Vegetationstyp ermöglichen. Mit Masoreus wetterhalli (Gyllenhal, 1813), einer Laufkäferart, wurde zudem ein ausgesprochener Sandflächenspezialist mitten in der Stadt nachgewiesen, der in Baden-Württemberg als vom Aussterben bedroht gilt (Rote Liste Kategorie 1). 

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Untersuchung war, dass auf ein- bis zweimal gemähte Wiesen deutlich mehr Spinnen- und Laufkäferindividuen, sowohl von häufigen wie auch gefährdeten Arten, als auf häufiger gemähten Flächen gefunden wurden.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass Karlsruhe ein Hotspot der Artenvielfalt ist und städtische Wiesen wichtige Rückzugsgebiete für Arthropodenarten darstellen können, wenn sie biodiversitätsfreundlich gepflegt werden. Des Weiteren ermöglichen wenig gemähte städtische Wiesen den Bürgern Biodiversität vor ihrer Haustür zu erleben und Arten kennenzulernen.

 

Referenz


Bauer, T., Höfer, H., & Schirmel, J. (2024): Dry grasslands in urban areas can harbour arthropod species of local conservation concern and should be prioritised for biodiversity‐friendly mowing regimes. Insect Conservation and Diversity



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